Unsere Wirtschaft muss den Menschen dienen. Wir verfolgen das Ziel, Mainz als Stadt mit sozialen und nachhaltigen Wirtschaftsmodellen zu positionieren und zu stärken. Eine florierende und dabei sozial, klima- und umweltgerechte Wirtschaft leistet einen entscheidenden Beitrag auch für die Stadtfinanzen und steigert damit die finanziellen Ressourcen für die stete Aufgabe, mehr soziale Gerechtigkeit und Chancengerechtigkeit für alle herzustellen.
Biotechnologie als „Standortbooster“ nutzen
Wir sind uns sicher, Mainz wird in den nächsten Jahren wirtschaftlich weiter expandieren. Biotechnologie und der schnelle Ausbau der Spitzenforschung sind für uns die wichtigsten Treiber. Ebenso wollen wir die Stärken von Mainz als Bildungs- und Medienstandort, zentralem Handelsplatz, Industrie- und Gewerbezentrum sowie Gesundheits- und Kreativwirtschaftsmarkt ausbauen.
Durch Einrichtung eines Innovationsökosystems sowie Förderung von Kooperationen zwischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen wollen wir die Mainzer Biotech-Branche weiter stärken. Verstärkte internationale Zusammenarbeit, Fachkräfteentwicklung und nachhaltige Praktiken helfen, Mainz als führenden Biotech-Hub zu etablieren.
Flächen für Industrie und Gewerbe sichern
Weiterhin wollen wir nachhaltige Gewerbeflächen als Standorte für Industrie, Handwerk und Dienstleistungen sowie Forschung kompakt und gemischt weiterentwickeln. Vorhandene Industrie- und Gewerbeflächen wollen wir erhalten und wenn notwendig revitalisieren. Neue gewerblich nutzbare Flächen könnten nach Niederlegung der Hochbrücke zwischen der Neustadt und Mombach durch klimagerechte Überplanung des dortigen Gewerbegebietes entstehen. Ebenso könnten Potenziale auf dem Layenhof in Finthen, am Nordbahnhof und durch Erweiterung des Hechtsheimer Gewerbegebietes gegeben sein. Bei der Entwicklung aller Areale ist auf die Versorgung mit leistungsfähiger Glasfaseranbindung zu achten.
Infrastruktur muss mitwachsen
Wir begrüßen es, wenn sich neue Unternehmen ansiedeln und viele weitere Fachkräfte nach Mainz kommen. Jede Medaille hat aber auch eine Kehrseite mit erheblichen Herausforderungen für die Stadt: Hinsichtlich des Wohnungsbaus, des Ausbaus der Betreuungs-, Bildungs-, Kultur- und Freizeiteinrichtungen und der Gesundheits-, Verkehrs- und Versorgungsinfrastruktur. Über alle politischen Bereiche hinweg sind deshalb zielgerichtet Lösungen zu entwickeln, die den dynamischen Prozess stabilisieren und Fortschritt sichern.
Die Gewerbesteuer ist die wichtigste Einnahmequelle für Mainz und prägt den Stadthaushalt entscheidend. Riesige Einnahmesondereffekte haben es uns ermöglicht, einen Großteil der städtischen Schulden abzubauen und Mainz wieder handlungsfähig zu machen. Es war richtig, den Gewerbesteuerhebesatz auf 310 Prozent abzusenken. Das hat der Mainzer Wirtschaft in schwierigen Zeiten enorme Vorteile verschafft. Wir setzen uns dafür ein, den Gewerbesteuerhebesatz auch zukünftig auf einem attraktiven Niveau zu führen.
Medienstandort stärken
Bundesweit zeichnen sich Mainz und die Region Rhein-Main durch ein starkes Angebot an Rundfunkanstalten, großen und kleineren Medienhäusern, Digitalunternehmen sowie renommierten Wissenschaftseinrichtungen in diesem Themenfeld aus. Top ausgebildete Medienschaffende, unabhängige und wettbewerbsfähige Medienorganisationen und qualitativ hochwertige Medienangebote sind für unsere Demokratie unersetzlich, heute mehr denn je und erst recht angesichts der Bedeutung von Medienkompetenz, Medienvertrauen und journalistischer Qualität. Wir setzen uns für Erhalt und Ausbau der starken Mainzer Ausbildungs- und Gründungslandschaft auch im Medienbereich ein. Hierzu kann beispielsweise der von der SPD-geführten Landesregierung geplante Bau eines interdisziplinären Forschungs-, Kooperations- und Begegnungszentrums für Medienschaffende auf dem Campus der Johannes Gutenberg-Universität (JGU) einen wichtigen Beitrag leisten. Wir machen uns am stark aufgestellten Technologie-, Forschungs- und Medienstandort Mainz insbesondere für die Ansiedlung einer Stiftung für Wissenschaftsjournalismus mit ausreichendem Fördervolumen stark. Qualitativ hochwertige publizistische Vielfalt wollen wir angesichts der Bedeutung für unsere Demokratie und der wirtschaftlichen Herausforderungen für bestehende Medienunternehmen sowie -Startups fördern und setzen uns hierfür insbesondere auf Landes- und Bundesebene ein.
Wirtschaft gut fördern
Mainz braucht eine ausgewogene Wirtschaftsförderung und eine positive gründungsfreundliche Geschäftsumgebung. Ganz entscheidend für eine prosperierende Gründerszene ist die Ansiedlung größerer Unternehmen, die Innovationen öffnen und vernetzen.
Gute Wirtschaftsförderung soll vor allem dazu dienen, jungen Unternehmen Möglichkeiten zu öffnen und sie in ihren Anliegen zu unterstützen. Wir unterstützen Initiativen und Start-up Hubs, die es sich zur Aufgabe machen für eine breite Beteiligung von insbesondere jungen Mainzer Unternehmen bei öffentlichen Ausschreibungen zu werben. Ein gelebtes Beispiel für Förderung ist das Gutenberg Digital Hub, welches weiterhin gefördert ausgebaut werden soll, vor allem aufgrund des Wegfalls etlicher Produktions- und Organisationsflächen für die Kreativwirtschaft im Nordhafen.
Die administrativen Herausforderungen für Mainzer Start-ups wollen wir vereinfachen und diese dadurch entlasten. Wir wollen ansiedlungswilligen Unternehmen Planungssicherheit ermöglichen, etwa durch Vermittlung der Beantragung von Finanzmitteln, Beratungen zu Fördermöglichkeiten und Unterstützung bei Konzessionen und Baugenehmigungen. Die Arbeit von Gründungslotsen muss zudem unterstützt und ausgebaut werden.
Mit dem Handwerk und Kammern im Gespräch
Eine enge Einbindung und der Austausch mit den Wirtschaft- und Kammergesellschaften, insbesondere der IHK und der HWK sind in diesem Feld verpflichtend. Wichtige strategische Themenfelder dabei sind die Herausforderungen des demografischen Wandels, die Gewinnung und Sicherung von Fachkräften sowie die Förderung von Frauen im Handwerk, etwa im Rahmen des Fachkräftenetzwerks, die Nutzung der mit dem Megatrend der Digitalisierung verbundenen Chancen sowie die Erschließung des Potenzials des Handwerks für den Klimaschutz in unserer Stadt. Unser Ziel ist es, dass viele junge Leute, die in Mainz ihren Bildungsabschluss erreichen, hier auch ihren Berufseinstieg finden.
Das Handwerk unterstützen wir in unserem Programmteil Bildung mit der konkreten Forderung eines Handwerkergymnasiums.
Handel und Gastronomie in der Innenstadt aktiv beleben
Uns ist es wichtig, dass die Mainzer Innenstadt als Ort des täglichen Lebens gestärkt und zukunftsfähig gestaltet wird. Mit der Neugestaltung an der Ludwigsstraße erhält die Mainzer Innenstadt eine bedeutende und zukunftsfeste Aufwertung. Mit dem neuen Nutzungsmix des ehemaligen Karstadt-Areals wollen wir die bewährte Konzentration des innerstädtischen Handels auf den sogenannten „Tripol“ Brand – Römerpassage – Ludwigsstraße in eine neue Qualität bringen, die die bestehenden funktionalen und städtebaulichen Mängel beseitigt. Wir werden dazu beitragen, dass das Projekt zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht wird.
Für die Attraktivität der Innenstadt und der Stadtteilzentren ist es wichtig, in allen Quartieren Leerstände zu vermeiden und das jeweilige City-Management zu unterstützen. Wir wollen, dass Leerstandlotsen sich zentral um Leerstände von Gewerbeeinheiten kümmern. Hierzu soll das Innenstadtmonitoring für Gewerbeeinheiten auf alle Stadtteile erweitert werden und eine zentral vermittelnde Stelle für Anschluss- bzw. Zwischennutzungen eingerichtet werden. Die Arbeit der Innenstadtvereine und -akteure muss möglichst unbürokratisch unterstützt werden, dazu gehören beispielsweise auch Aktionstage zur Stärkung der Innenstadt mit kostenfreier ÖPNV-Nutzung und attraktive Parkmodelle für Individualverkehr.
Wir fordern einen regelmäßigen Runden Tisch zur wirtschaftlichen Entwicklung von Mainz mit Dezernaten und Vertreter:innen der Mainzer Wirtschaft als vorgeschriebenen festen Termin, mindestens einmal im Quartal, bei gegebenen Anlässen auch öfter.
Wirtschaftsgärten, die in Coronazeiten unkompliziert auf öffentliche Flächen erweitert wurden, sollen verstetigt werden. Eine bunte Gastronomielandschaft trägt zu einem vielfältig und lebendigen Bild der Stadt, Austauschmöglichkeiten der Menschen und einer Erhöhung der Kundenfrequenz beim Einzelhandel bei.
Belebte Ortskerne
Ein gut strukturiertes Zentrenkonzept erhöht die Attraktivität der Stadt als Wirtschaftsstandort, was wiederum Investitionen anzieht und das lokale Wirtschaftswachstum fördert. Handel, Kleingewerbe und Manufakturen können in den Stadtteilzentren bzw. der Innenstadt gehalten und neu angesiedelt werden. Diese Zonen positionieren sich dadurch als dynamische und wirtschaftlich prosperierende Orte. Um eine dauerhafte Planungs- und Investitionssicherheit für alle Beteiligten zu schaffen, soll der eingeschlagene Weg der Bevorzugung und Lenkung von Einzelhandelsansiedlungen in zentralen Lagen beibehalten werden. Wir befürworten daher das Mainzer Zentrenkonzept, sehen aber auch die Notwendigkeit es regelmäßig und rechtssicher weiterzuentwickeln. Insbesondere beim Ausweisen neuer Baugebiete müssen Nahversorger berücksichtigt werden. In einzelnen Ortskernen, in denen zur Zeit kein Ortsmittelpunkt existiert, wollen wir einen Prozess einleiten, bei dem die langfristige Etablierung eines Ortskerns im Zentrum steht. Eine vorausschauende Bodenpolitik und Stadtplanung, sowie eine detaillierte Einbindung der jeweiligen Ortsbeiräte sowie Bürger:innen vor Ort, ist für uns hier besonders wichtig, um durch Mitbestimmung für breite Akzeptanz und Zufriedenheit zu sorgen.
Tourismus bringt hohe Wertschöpfung
Mainz bietet hervorragende Rahmenbedingungen für Privat- und Geschäftsreisende. Übernachtungs- und Tagestourismus sind eine wichtige Säule für lokale Wirtschaftsunternehmen in unserer Stadt und Region, die in großer Zahl ortsgebundene Arbeitsplätze sichern und mit ihren Steuern einen wichtigen Beitrag für den städtischen Haushalt leisten. Wir unterstützen daher erforderliche Investitionen in die touristische Infrastruktur und Projekte. Ebenso unterstützen dabei die mainzplus CITYMARKETING GmbH, Mainz City Management sowie andere Akteure und Vereine aus der Hotellerie, dem Einzelhandel, Gastronomie und Kultur bei der Umsetzung der erfolgreichen aktuellen Tourismusstrategie für unsere Landeshauptstadt Mainz. Dabei wollen wir auch die Marke „Gutenberg“ sowie die vielfältigen weiteren kulturellen Facetten der Mainzer Kultur und Lebensart stärken.
Wir setzen uns dafür ein, der Positionierung und Vermarktung von Mainz als Weinhauptstadt Deutschlands ein größeres Augenmerk zu widmen. So wollen wir auch die Rolle von Mainz und Rheinhessen im Great Wine Capitals Global Network stärken, in dem Mainz seit 2008 Mitglied ist. Wir unterstützen daher die Idee zur Einrichtung eines „Weinerlebniszentrums“ in Mainz, weil wir uns davon einen wesentlichen Schub für die weintouristische Erschließung und Vermarktung versprechen. Dabei möchten wir auch dezentrale Konzepte mitdenken. Insbesondere die historisch stark Weinbau betreibenden Stadteile könnten hier ein zentraler Baustein sein.
Auch unser Mainzer Marktfrühstück mit Standort in Rheinnähe gehört zur Weinhauptstadt Deutschlands. Wir stehen daher zum Marktfrühstück und der Arbeit unserer Mainzer Winzer:innen und freuen uns, wenn das Konzept des Marktfrühstücks weiterentwickelt wird. Hierfür möchten wir die Verantwortlichen und Betroffenen an einen ständigen und öffentlichen Runden Tisch bringen.
Landwirtschaft, Weinbau und Umwelt
Bei der heutigen Landnutzung können zum Teil Ernährungssicherung, Klimaschutz und die Erhaltung der biologischen Vielfalt in Konkurrenz zueinander treten. Bei einer solchen Entwicklung müssen wir gegensteuern und vor allem die unterstützen, die mit ihren kleinen Familienbetrieben dazu beitragen, dass das Gleichgewicht von Mensch und Natur höchstmöglich erhalten bleibt. Wir wissen um die Problematik mit Krähen und Raben in einigen Stadtteilen. Gemeinsam mit den Menschen vor Ort wollen wir uns der Thematik annehmen und Lösungen erarbeiten.
Seit Jahrhunderten sichern unsere Bauern und die Winzerfamilien die Nahrungsversorgung und erhalten unsere traditionelle Kulturlandschaft, in der wir heute leben. So ist Rheinland-Pfalz als größtes Weinbau treibendes Bundesland weltweit bekannt. Die Betriebe der Winzer und Landwirte sind prägende Bestandteile gerade in den Mainzer Vororten und dem Umland.
Dabei liegt im Bereich der Landwirtschaft ein besonderes Augenmerk darauf, dem Sterben der Höfe entgegenzuwirken und die Landwirtschaft bei der Sicherung ihrer Flächen zu unterstützen.
Wir wollen eine stärkere Vernetzung, eine verbundene Förderung von touristischen Konzepten mit Weinbau und Landwirtschaft, um gewachsene Traditionen auch in Zeiten des Klimawandels, gepaart mit erschwerten betrieblichen Bedingungen, zu erhalten und in eine sichere Zukunft zu führen. Für diesen Austausch setzen wir uns ein.