Als einen Akt verblüffender Verzweiflung bewertet der Mainzer SPD-Vorsitzende Marc Bleicher einen Brief, den die Oberbürgermeister-Kandidatin Tabea Rößner an die Wählerinnen und Wähler gerichtet hat. „Wie sie sich hier mit fremden Federn schmückt, geht mir zu weit“, sagte Bleicher. „Gemeinsame Beschlüsse im Stadtrat allein ihrer Partei zuzuschreiben und so zu tun, als habe die Partei vieles allein durchgesetzt, entwirft ein falsches Bild der Wirklichkeit. Die Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP hat erreicht, was die Oberbürgermeister-Kandidatin allein für ihre Partei beanspruchen will. Das kann ich mir nur damit erklären, dass die Kandidatin im aktuellen Wahlkampf nie richtig Fuß gefasst hat und jetzt, im Endspurt, noch einmal etwas Neues versuchen will.“
Keines der Vorhaben, die Rößner in ihrem Brief nenne, wäre ohne die SPD, ihren Oberbürgermeister Michael Ebling und weitere Partner Wirklichkeit geworden. „In vielen Fällen war die SPD auch die treibende Kraft“, so Bleicher. „Wir vergeben uns nichts, wenn wir sagen: Wir haben uns im Einklang mit anderen befunden, zum Beispiel den Grünen, die vielfach in die gleiche Richtung wie wir agiert haben und agieren. Der Bau der Mainzelbahn etwa war ein Kernanliegen der Mainzer SPD, für das wir uns über Jahre hinweg stark gemacht haben. Das lasse ich mir nicht nehmen. Das Thema KUZ hat Michael Ebling ganz persönlich zu seiner eigenen Herzensangelegenheit erklärt und umgesetzt. Und was den Wohnungsbau angeht: Dass es in Mainz bei Neubauvorhaben einen Anteil von 25 Prozent geförderter Wohnungen gibt und dass Mainz als eine der wenigen Städte im Rhein-Main-Gebiet im Sozialen Wohnungsbau die Trendwende geschafft hat, ist ohne die SPD und Oberbürgermeister Michael Ebling unvorstellbar.“
„Die Selbstdarstellung hätte wirklichkeitsgetreuer und gleichzeitig eleganter ausfallen können, ohne auf die im Wahlkampf unumgängliche Zuspitzung zu verzichten“, erklärte Bleicher. „Herausgekommen ist leider nur ein plumper Versuch, der nicht unwidersprochen stehen bleiben kann.“