Alle Kinder haben ein Recht darauf, dass ihre Persönlichkeit und ihre körperlichen sowie geistigen Fähigkeiten gefördert werden. Sie haben ein Recht auf Schutz und Teilhabe. Um diese Rechte einzulösen, wollen wir das Kindeswohl auch in Zukunft in den Mittelpunkt rücken und Familien dabei unterstützen, Kindern die besten Chancen für die eigene Entwicklung und Entfaltung zu geben.

Bildung ist der Schlüssel zur Welt und beginnt im Kleinen, nämlich zu Hause, wo Kinder von den Eltern lernen, und reicht bis hin ins spätere Berufsleben. Dort erfand einst ein Kind unserer Stadt mit dem Namen Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg, bewegliche Lettern für den Buchdruck und revolutionierte damit die Welt von Mainz aus. Mainz kann sich daher zurecht Bildungsstadt nennen. Was damals galt, hat heute immer noch Bestand: Bildung begleitet uns das ganze Leben lang von Kindesbeinen an, und deshalb möchten wir von Beginn an für beste Bildung auf Höhe unserer Zeit und Chancengerechtigkeit sorgen.

Familien tagtäglich begleiten und unterstützen

In der ersten Lebensphase sind es vor allem Familien, die die Bildungsaufgabe übernehmen. Familien brauchen von Beginn an Unterstützung, damit sich Kinder gut entwickeln können. Dabei geht es auch darum, dass bürokratische Hürden überwunden werden, damit alle Familien für ihre Kinder die oftmals nötigen finanziellen Leistungen in Anspruch nehmen können. Wir treten dafür ein, das Netzwerk Familienleistungen Mainz zu unterstützen, das hierzu Beratung anbietet. Um es zu ergänzen, sollten Mitarbeiter*innen eingestellt werden, die junge Familien aufsuchen. Die Idee, ein „Haus der Familienleistungen“ zu errichten, begrüßen wir. Dort kann gebündelt über Antragswege informiert und der Wust an Formularen verringert werden. Konzeptionell ist es zugleich wichtig, dass dezentral informiert wird, etwa in Familienzentren, Quartierbüros, Familienbildungsstätten oder Kitas. Ferner setzen wir uns dafür ein, dass das Personal beim Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) ausgebaut wird, um das Kindeswohl sicherzustellen.

Wir möchten, dass Kitas auch als Orte der Begegnung wertgeschätzt werden und fordern mehr Kita-Sozialarbeit. Sozialarbeiter:innen unterstützen das Kita-Team bei der Gestaltung der Erziehungspartnerschaft für Familien – insbesondere in schwierigen Lebenslagen. Diese Hilfestellung erleichtert Familien unterstützende Finanzierung und Beratung und baut Barrieren beim Zugang zur Förderung von Kindern ab.

Für gleichberechtigte Chancen der Teilhabe ist es im Kita-Bereich außerdem wichtig, dass die Elternbeiträge für Verpflegung bei Bedarf übernommen und in Härtefällen erlassen werden können. Auf die Möglichkeit der Übernahme von Verpflegungskostenbeiträgen aus den Leistungen des Bildungs- und Teilhabepakets sollen Eltern verstärkt hingewiesen werden. Eine ausgewogene, frische und dabei möglichst regionale wie saisonale Ernährung in Kitas auf Basis der „Qualitätsstandards für Verpflegung in Kitas“ der Deutschen Gesellschaft für Ernährung ist das A und O für Wachstum und Entwicklung unserer Kinder. Initiiert von der Jugendverwaltung werden alle Träger von Kindertageseinrichtungen zu einem Qualitätsentwicklungsprozess für Kita-Ernährung eingeladen. Den eingeschlagenen Weg der Frischküche in städtischen Kitas wollen wir fortsetzen.

Unsere wachsende Stadt muss auch mit dem Kita-Platzangebot mithalten. Die Platzzahlmuss weiter bedarfsgerecht ausgebaut werden und es muss dafür Sorge getragen werden, dass auch Kinder von weniger mobilen Eltern ein Angebot in erreichbarer Nähe erhalten. Wir wollen das Angebot an Betreuungsplätzen in Kitas konsequent weiter erhöhen. Um dieses Ziel zu erreichen setzen wir auch weiterhin auf die starke Trägervielfalt in der Stadt.

Erst gute Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen eine partnerschaftliche Arbeitsteilung. Auf diese Weise wird ein Schritt in Richtung geschlechtergerechte Aufteilung von Care-Arbeit getan. Des Weiteren geben wir damit mehr Frauen die Chance, aus jahrelanger Teilzeitbeschäftigung herauszukommen. Das stärkt die gewerkschaftliche Forderung nach Equal Pay und verringert außerdem das Risiko der Altersarmut für Frauen.

Kitas sind wichtige Sozialisationsorte, und das Kita-Team leistet Wesentliches für das gute Aufwachsen unserer Kinder. Wir setzen uns für eine verstärkte Personalgewinnung und -sicherung ein, damit das Kita-Angebot zeitlich wie pädagogisch gut gestaltet werden kann und verlässlich ist. Wir tragen dafür Sorge, dass die Kita-Initiative, die mit den Kita-Leitungen zusammen entwickelt wurde, rasch umgesetzt wird. Dazu zählen die Höhergruppierungen, die Entlastung des pädagogischen Personals durch Verwaltungsfachkräfte, zusätzliche Kita-Hilfskräfte, Unterstützung bei IT-Fragen, der Einsatz von Kita-Sozialarbeiter:innen, eine Kita-Hotline als Servicestelle für die Eltern und der Ausbau des Pools von Springer:innen. Eine wertschätzende Vergütung und ausreichend Fortbildungsmöglichkeiten, wie z. B. der möglichen Teilnahme an einem Austauschprogramm mit Mainzer Partnerstädten, bedeuten für uns Anerkennung der Leistung und Attraktivitätssteigerung des Tätigkeitsfeldes.

Bei allen Stellen im Jugendhilfebereich fordern wir eine unbefristete Ausschreibung. Es hat sich gezeigt, wie wichtig dies für die Fachkräftegewinnung z. B. bei Kita- oder auch Schulsozialarbeit, ist.

Uns ist es wichtig, das multiprofessionelle Teams an Kitas gestärkt werden, damit Inklusion nicht nur gut klingt, sondern auch tatsächlich stattfindet. Für die Unterstützung von Kindern mit Behinderungen ist für uns der Fachdienst für Inklusion wichtig wie auch die Zusammenarbeit der für Kitas und Eingliederung zuständigen Ämter, die wir weiter ausbauen müssen.

Lesen macht nicht nur Spaß, sondern es bildet auch die Grundlage für den Wissenserwerb. Jedoch verfügt nicht jede Kita oder Schule über eine hauseigene Bibliothek oder ein Bücherangebot. Deshalb setzen wir uns für einen Bücher-Bus ein, der Kitas und Schulen in Stadtteilen ohne Stadtteilbücherei oder abgelegenere Quartiere anfährt.

Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder ausbauen

Neben der Ganztagsschule wird sich das Ganztagsangebot an Grundschulen durch das „Gesetz zur ganztägigen Förderung von Kindern im Grundschulalter“ in Mainz deutlich weiterentwickeln. Der Rechtsanspruch gilt ab dem Schuljahr 2026/27 bis 2029 stufenweise für eine ganztägige Betreuung von acht Stunden an fünf Wochentagen und bis auf max. vier Wochen auch in den Ferien. Uns ist es wichtig, dass schon zum Start Angebote nicht nur – wie rechtlich vorgesehen – für Schulkinder der ersten Klasse gemacht werden, sondern der Zugang entsprechend den Bedarfen für alle Altersstufen gilt.

Die Beiträge, die für das Angebot erhoben werden, müssen einkommensabhängig gestaffelt werden, so dass kein Kind von dem Zugang zu Ganztagsbetreuung und Ganztagsschule ausgeschlossen wird. Dazu gehört auch ein gesundes und warmes Mittagessen.

Neben dieser Entwicklung für die Halbtagsschulen ist es uns sehr wichtig, die Schulen zu unterstützen, die Ganztagsschule werden möchten, da das Angebot sich bedarfsgerecht weiterentwickeln sollte. Zeitliche Selbstgestaltung des Lernens und kein finanzieller Aufwand der Eltern für die Betreuung macht das Ganztagsschulangebot weiterhin zu einem interessanten Angebot für alle, das Chancengerechtigkeit schafft. Des Weiteren setzen wir uns ein für eine Verstärkung der Ganztagsschulkoordination in der Stadt Mainz, die gerade auch für die Kooperation Jugendhilfe/Schule wichtig ist.

Wir schaffen sichere und attraktive Lernorte

Schulgebäude mit einem zum aktuellen pädagogischen Konzept passenden Raum- und Ausstattungsangebot sind eine Voraussetzung für effektives und kreatives Lernen und Lehren und Orte, an denen man gern zusammenkommt. An sie werden auch durch den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung neue Anforderungen gestellt, um u.a. überall Mittagessen zu ermöglichen.

Daher setzen wir uns für eine Bestandsaufnahme ein, um den Weiterentwicklungsbedarf bei den Schulgebäuden zu erfassen und Entwicklungen in Gang zu setzen, die auf der Grundlage der neuen Schulbaurichtlinien möglich sind. Unser Ziel ist es dabei u. a., Schule auch als Treffpunkt für Familien und leicht erreichbarer Ort in der Nachbarschaft mit Unterstützungsangeboten weiterzuentwickeln. Dazu gehört z. B., dass Raum für Zusammenkünfte von Eltern und Aktiven, aber auch für Unterstützungsangebote wie Schulsozialarbeit oder auch Beratungen von Familien zur Verfügung gestellt wird.

Bei der Förderung des weiteren Ausbaus von Schulsozialarbeit soll für das Stellenvolumen die sozialräumliche Lage besonders berücksichtigt werden. Sie bildet nämlich die Grundlage für ein respektvolles Miteinander in der Gesellschaft. Generell fordern wir einen bedarfsgerechten Ausbau der Schulsozialarbeit an allen Mainzer Schulen, das bedeutet mindestens eine Stelle Schulsozialarbeit pro Schule.

Wir entlasten Lehrerinnen und Lehrer, damit sie sich möglichst viel um Kinder kümmern können. Aufgaben wie das Aufsetzen der IT-Infrastrukturen, Anträge für Klassenfahrten, Organisation von Zahnarztbesuchen uvm. können auch durch nicht-pädagogisches Personal übernommen werden. Zunächst sollen in einem Runden Tisch mit Schulrektorinnen und Schulrektoren Aufgaben identifiziert werden, die von Sachbearbeiterinnen oder Sachbearbeiter ausgeführt werden können. In einem zweiten Schritt richtet die Stadt Mainz entsprechende Stellen ein, die diese Aufgaben übernehmen. Damit sollen die Aufgaben effizienter bearbeitet und Lehrerinnen und Lehrer entlastet werden. Neben einer Steigerung der Unterrichts- und Betreuungsqualität führt dies dazu, dass der Beschäftigungsort Mainz für Lehrerinnen und Lehrer attraktiver wird.

Wir werden prüfen, ob zum Erwerb der Allgemeinen Hochschulreife die Einrichtung eines sogenannten Handwerkergymnasiums an der BBS 1 erfolgen kann. Das würde dem Handwerk einen Imagegewinn verschaffen. In die Ausstattung der Berufsschulen muss auch künftig bedarfsgerecht investiert werden, besonders gilt dies für den baulichen Zustand und den digitalen Ausbildungsbereich.

Um den Wirtschaftsstandort Mainz auch für Fachkräfte aus dem Ausland attraktiv zu gestalten, unterstützen wir die Idee einer internationalen Schule.

Die pädagogisch und strukturell sinnvolle Verzahnung von Schule und Angeboten der verbandlichen, kommunalen, offenen und freien Jugendarbeit (z.B. Jugendverbände und Kinder- und Jugendzentren), die bedarfsgerecht ausgebaut werden sollen, ist eine konzeptionelle Herausforderung, zu deren Gelingen wir beitragen möchten.

Alle Kinder sollen in der Grundschule schwimmen lernen und über ihre gesamte Schulzeit hinweg Schwimmunterricht haben können. Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass genügend Schwimmzeiten zur Verfügung stehen. Damit hierfür, bei Vereinen und privaten Schwimmer:innen, keine Schwimmzeiten wegfallen müssen, setzen wir uns perspektivisch für den Bau eines weiteren städtischen Hallenbades ein.

Geprüft werden soll außerdem, wie der MainzPass zur kulturellen Bildung ausgeweitet werden kann und zusätzlich auch Verwaltungsaufwand und Aufwand für die Zielgruppe und Verwaltung reduziert werden kann, indem der Pass weitere Anträge wie z. B. auf Erlass oder Reduzierung von Kosten für das Schulessen erübrigt.

Wir fördern Weltoffenheit und lebenslanges Lernen

Man lernt nie aus. Und wer nie auslernen will, hat in Mainz dafür gute Möglichkeiten:Die Volkshochschule Mainz etwa steht für (Weiter-)Bildung in jedem Alter und ist Kooperationspartnerin für sämtliche außerschulische Bildungs- und Kultureinrichtungen in Mainz. Wir wollen die VHS Mainz unterstützen, um lebenslanges Lernen für alle mit einem vielfältigen Angebot weiterhin zu ermöglichen. Die Sanierung der VHS werden wir weiter begleiten und damit dafür Sorge tragen, dass die engagierte Arbeit der Lehrenden dafür angemessene Räumlichkeiten erhält.

Wir fördern digitale Bildung von der Grundschule bis zur Erwachsenenbildung. Über die Zusammenarbeit mit Trägern wie der Volkshochschule und dem Haus der Jugend wollen wir die Medienkompetenz stärken.

Prägend für Mainz und das Land Rheinland-Pfalz sind außerdem unsere Hochschulen. Sie bieten eine breite Palette an Studiengängen und Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Menschen jeden Alters und wirken auf diese Weise in das Leben der Mainzer:innen hinein, die die hochschulischen Bildungsangebote nutzen. Zugleich bereichert das studentische Leben selbst unsere Stadt. Wir möchten diese Win-Win-Situation stärker fördern, so dass Studierende sich in Mainz wohlfühlen und der Stadt mit ihren Ideen und Impulsen sowie als Fachkräfte während und nach ihrem Studium erhalten bleiben. Zentral hierfür werden niedrige Mietpreise im Bereich studentisches Wohnen sowie attraktive und Perspektive gebende studentische Arbeitsmöglichkeiten sein. Häufig kommen Studierende erst zum Studium nach Mainz und haben es schwer, eine Wohnung zu finden. Die meisten bestehenden Wohnheime sind zu großen Teilen ausgelastet, die Wartelisten lang und Studierende dürfen maximal sieben Semester im Wohnheim wohnen, womit sich die Suche nach einer bezahlbaren Wohnung auf dem freien Wohnungsmarkt nur aufschiebt. Daher werden wir nicht nur mehr in den sozialen Wohnungsbau investieren, sondern auch gezielt Projekte unterstützen, die bezahlbaren Wohnraum für Studierende anbieten. Ausdrücklich begrüßen wir die neuen Förderungen des Bundes und des Landes im Bereich des studentischen Wohnraums und wollen diese nutzen. Da Studierende häufig auf den ÖPNV angewiesen sind, ist es hierbei essenziell, für eine gute Anbindung der Wohneinheiten an den ÖPNV, sowohl tags als auch nachts zu sorgen.

Auch in unserer Stadtverwaltung ist uns Fort- und Weiterbildung wichtig: So treten wir etwa dafür ein, dass für Zielgruppen wie Erzieher:innen auch die für die Höhergruppierung notwendige 160-stündige Fortbildungsmaßnahme zu Themen wie Sprachförderung und Kinderschutz, aber auch generelle Weiterbildungen angeboten werden. Unterstützt werden sollen auch Angebote in allen Mainzer Stadtteilen, um Barrieren zu minimieren und allen Menschen Teilhabe zu ermöglichen.